Und täglich grüßt 3D

Viele Displayhersteller suchen offenbar Anwendungsgebiete für ihre ultrahochauflösenden Displays. Die 3D-Technik soll es einmal mehr richten – ob das klappt?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 40 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir die 3D-Technik endgültig hinter uns gelassen haben. Doch die Display Week hat mich einmal mehr Lügen gestraft: Überall in der Ausstellung schaut man auf Displays mit dreidimensionalen Bildern. Mit der Frage nach Inhalten tun sich die Displayhersteller indes schwer. Schnell wird der Medizinbereich genannt, Gamer sollen ebenfalls mit 3D beglückt werden. Überzeugt bin ich nicht, hier dennoch ein kleiner Blick auf die Exponate.

Der chinesische Displayspezialist BOE konfrontiert die Besucher gleich am Eingang zum Stand mit einem 110-zölligen 16K-Display, das aus 2,50 bis 8 Metern Betrachtungsabstand autostereoskopisches 3D zeigt. Die Wiedergabe auf den 132,7 Millionen Bildpunkte ist nicht besonders beeindruckend, weil die Übergänge zwischen den Ansichten zu sehen sind, wenn man sich vor dem 2,80-Meter-Schirm bewegt. Die 16K-Auflösung kann aber wie schon im letzten Jahr sehr beeindrucken.

Selbst die 132,7 Millionen der 16-K-Auflösung reichen nicht, um ein übergangsloses autostereoskopisches 3D-Bild an dem Riesenschirm zu erzeugen.

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Zu dem Riesendisplay gesellt sich bei BOE ein 32-zölliges Light Field Display mit sichtbarer 4K-Auflösung. Bei dieser 3D-Spielart werden dem Nutzer in einem definierten Sichtbereich mehrere Ansichten desselben Bildes präsentiert. Solange man sich innerhalb des begrenzten Sichtfelds bewegt, sieht man die dreidimensionale Darstellung und kann sogar ein wenig "hinter" das Bild schauen. Weil der Bereich nicht besonders groß ist, verwenden die meisten Hersteller Eye Tracking, verfolgen also die Augenposition des Nutzers, um stets einen guten 3D-Bildeindruck zu vermitteln. Damit ist allerdings ein Vorteil von autostereoskopischen Displays dahin, denn nur ein einzelner Zuschauer sieht das 3D-Bild einwandfrei.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Unter den 3D-Displays mit Eye Tracking hat das 12,5-zöllige Display von Tianma beeindruckt. Mit seiner Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln erzielt es im 2D-Betrieb über 350 dpi. Wie viel davon im 3D-Betrieb übrigbleiben, verrät der chinesische Hersteller nicht. Da Tianma die stereoskopischen Ansichten mit schaltbaren Flüssigkristalllinsen vor dem Bild erzeugt, kann das Display im 2D-Modus seine volle 4K-Auflösung darbieten. Im 3D-Modus kann man weit um das gezeigte Objekt – in diesem Fall ein Nashorn – herumschauen. Genau das zeichnet Light Field Displays aus.

LFD Tianma 2024 (3 Bilder)

Um das Nilpferd im Light Field Display von Tianma kann man herumgehen und es so nicht nur von der Seite …
(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Innolux möchte die Gamer ansprechen und präsentiert zwei autostereoskopische 3D-Monitore. Auch hier kommt das Eye Tracking zum Einsatz, die 3D-Auflösung beträgt Full HD. Im Monitor steckt ein FPGA, das in Echtzeit die Berechnung der Stereoansichten übernimmt. Eye Tracking beim Gaming ist nicht ideal, doch die größeren Probleme sieht der zuständige Entwickler beim Content: Man benötige ein Plug-In fürs Spiel, um die zweite Kameraansicht platzieren zu können. Viele Spielehersteller nutzen entweder Unity oder eine eigene Engine zur Spieleentwicklung. Den Displayentwicklern erlauben sie darüber keinen Zugriff auf die nötigen Daten. So bleibt bislang nur eine Auswahl an Spielen, für die Innolux die nötigen stereoskopischen Ansichten im Monitor erzeugen kann.

Innolux zeigt 3D-Monitore, für die man keine 3D-Brille benötigt. Mittels Augentracking werden dem (Einzel-)Nutzer stets die passenden Stereobilder dargeboten.

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Am Sinn von 3D in kleinen Armbanduhren darf man zweifeln. LG hat dennoch eine autostereoskopische Darstellung in einem 1,3-zölligen Uhrendisplay realisiert. Auch hier handelt es sich um ein Light Field Display mit elektrisch schaltbaren Linsen. Die 2D-Auflösung des Mikro-OLED beträgt 3840 x 3840 Pixel, als maximale Leuchtdichte nennt LG 9000 cd/m2. Der kleine Scheinwerfer zeigt nur innerhalb eines sehr kleinen Sichtbereichs ein 3D-Bild, man muss sich die Uhr deshalb recht gezielt unter die Nase halten. Das Ganze scheint eine reine Spielerei, aber vielleicht lassen sich ja auch informative 3D-Animationen entwickeln.

LG zeigt ein ultahochauflösendes OLED-Display mit Light Field Technik und Eye Tracking für Smartwatches. Das 3D-Bild oben rechts haben wir nachträglich in die Gesamtansicht eingebaut, beides gleichzeitig aufzunehmen sprengt den Dynamikbereich der Kamera.

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Eine besondere Spielart eines 3D-Displays zeigt der taiwanische Panelhersteller AUO. Sein für Spielautomaten gedachtes Display besteht aus zwei Bildschirmen: Das Hauptbild kommt von einem ultrahochauflösenden 4K-LCD, davor hat AUO ein Mikro-LED-Display angebracht, das nur 960 x 540 Bildpunkte besitzt und weitgehend transparent ist.

Kein echtes 3D, aber dennoch nett anhzusehen: AUOs Doppeldisplay aus LCD und Mikro-LEDs.

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't)

Möglich machen dies die Mikro-LEDs, die so winzig sind, dass sie nur einen Bruchteil der Displayfläche bedecken. Die Transparenz des vorderen Displays mit berührungsempfindlicher Touchoberfläche erreicht laut AUO beachtliche 65%. Das Bild des Mikro-LED-Displays wird in Echtzeit auf den Bildinhalt angepasst, es regnet darauf beispielsweise goldene Münzen oder es schwimmen Fische vorbei. Der entstehende räumliche Eindruck hat indes nichts mit echtem 3D zu tun. Nett anzusehen ist der Effekt aber dennoch.

(uk)