SAP macht Verlust, der Aktienkurs steigt

SAPs Umsatz wächst im ersten Quartal 2024 dank prosperierender Cloud-Gebühren. Die Kosten für Umbau und Stellenabbau schieben den Konzern in die Verlustzone.

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SAP

(Bild: iX)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Born

Dank sprudelnder Cloud-Einnahmen bleibt SAP auf Wachstumskurs. Im ersten Quartal 2024 steigerte der Walldorfer Softwarekonzern die Erlöse mit seinen Cloud-Diensten um 24 Prozent auf gut 3,9 Milliarden Euro. Der Zuwachs glich locker die rückläufigen Umsätze mit den traditionellen Softwareaktivitäten im On-Premises-Beritt von minus fünf Prozent auf drei Milliarden Euro aus. Einschließlich einer Milliarde Euro Dienstleistungseinnahmen bilanzierte SAP unter dem Strich einen Konzernerlös von gut acht Milliarden Euro und damit acht Prozent mehr als im Vorjahr.

Von einem "großartigen Start in das Jahr 2024" sprach denn auch SAP-Chef Christian Klein bei der Vorstellung der Quartalsbilanz. Der Manager gab sich überaus zuversichtlich, 2024 die selbstgesteckten Wachstumsziele bei den Cloud- beziehungsweise Cloud- und Softwareerlösen von 24 bis 27 Prozent respektive acht bis zehn Prozent zu erreichen. Dabei setzt Klein auf die drei Steigbügel Rise für mehr (Cloud-)Geschäfte im installierten Bestand, Grow zur Neukundenakquise im Public-Cloud-Umfeld und – selbstverständlich – KI beziehungsweise im SAP-Jargon Business AI.

Allem Anschein nach geht die von Klein forcierte Cloud-Strategie zumindest finanziell auf – trotz des Unmuts der hiesigen Anwender. Das Wachstum im Cloud-Geschäft beschleunigte sich im ersten Quartal jedenfalls weiter. Der Auftragsbestand (Current Cloud Backlog) legte mit 27 Prozent (28 Prozent währungsbereinigt) auf 14,18 Milliarden Euro zu und wuchs damit so schnell wie nie zuvor. Zudem berichtete SAPs oberster Buchhalter Dominik Asam von einem Trend zu größeren Aufträgen: Verträge mit einem Volumen von mehr als fünf Millionen Euro sollen im ersten Quartal bereits über die Hälfte des Cloud-Auftragseingangs ausgemacht haben.

(Bild: SAP)

Laut SAP-Chef Klein waren viele der Deals von Business AI "beeinflusst". Handfeste Zahlen blieb er allerdings schuldig. Lieber erzählte der Manager ausführlich von den zahlreichen KI-gestützten Innovationen in der Entwicklungs-Pipeline, von der wachsenden Bedeutung des GenAI-basierten Assistenzsystems Joule als Frontend oder von den über dreißig neuen KI-gestützten Anwendungsszenarien im Cloud-Portfolio, die seit dem vierten Quartal veröffentlicht wurden. Die Walldorfer spekulieren selbst auf eine "Effizienzsteigerung in dreistelliger Millionenhöhe" durch den internen Einsatz von KI. Wie Klein weiter ausführte, käme der Konzern in Hinblick auf das im Januar ausgerufene Restrukturierungsprogramm "noch besser voran als erwartet" – insbesondere bei der Einstellung neuer Talente für zukunftsweisende Bereiche wie KI.

Zunächst kostet der Umbau, von dem voraussichtlich rund 8000 Stellen betroffen sein werden, viel Geld. Vorsorglich wurden im ersten Quartal schon einmal Rückstellungen von 2,2 Milliarden Euro gebildet, die den Großteil der Aufwendungen abdecken sollen. Der Betrag fällt damit rund zehn Prozent höher aus als ursprünglich geplant – unter anderem, da in den USA das Vorruhestandsprogramm auf großes Interesse stößt. Außerdem ist den ausscheidenden Mitarbeitern aufgrund des hohen Kurses des SAP-Papiers mehr Geld für ihre Aktienoptionen zu zahlen. Wie kostspielig der Umbau tatsächlich gerät, lässt sich aktuell noch nicht bestimmen – auch weil die genauen Konditionen für Abfindungen in manchen Regionen noch festzuzurren sind. Hierzulande dürfen sich die circa 2600 Betroffenen jedenfalls auf ein "überaus attraktives Angebot" freuen, wie es aus der Personalabteilung heißt. Laut einer Handelsblatt-Meldung sollen gemäß Betriebsvereinbarung Beschäftigte ab 55 Jahren die Option erhalten, in den Vorruhestand zu gehen und dabei an Punkten wie Betriebszugehörigkeit angelegte Sonderzahlungen erhalten. Der Berechungsfaktor soll bei 1,5 oder mehr Monatsgehältern liegen. Mitarbeiter mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten nach Handelsblatt-Informationen somit eine Sonderzahlung in Höhe von 33,5 Monatsgehältern.

Wegen der 2,2 Milliarden Euro schweren Rückstellung musste SAP jedenfalls im ersten Quartal einen dicken Verlust von 824 Millionen Euro bilanzieren. Als Betriebsergebnis wurde ein Minus von 787 Millionen Euro gemeldet.

Die hohen Quartalsverluste störten die Finanzanalysten und Investoren indes wenig – denn ohne die Umbaukosten legten Betriebsergebnis und Gewinn nach Non-IFRS schließlich solide um sechzehn Prozent auf 1,53 Milliarden Euro und um neun Prozent auf 944 Millionen Euro zu. Die hohe Wachstumsdynamik im Cloud-Geschäft in Kombination mit verbesserten Bruttomargen und KI-Versprechen setzten indes die richtigen Trigger bei den Börsianern. Der Lohn war ein Kurssprung der SAP-Papiere von gut fünf Prozent auf 174,86 Euro am Dienstag nach der Bilanzvorstellung.

(fo)