Mini AKW: Frankreich darf hunderte Millionen in Atomkraft-Forschung investieren

Die EDF-Tochter Nuward arbeitet an einem Konzept für Mini-AKW. Der Staat darf sie dabei unterstützen, entschied die EU-Kommission.

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Computergrafik mit einem Mini-AKW

So stellt sich Nuward ein Mini-AKW in einer Computergrafik vor.

(Bild: Nuward)

Lesezeit: 3 Min.

Frankreich darf die Entwicklung von Mini-AKW des heimischen Unternehmens Nuward mit 300 Millionen Euro fördern. Die EU-Kommission genehmigte am Freitag Hilfen, mit denen die Erforschung und Entwicklung von Small Modular Reactors vorangebracht werden soll. Das Geld wird als Zuschuss für Nuward mit einer Laufzeit bis 2027 gewährt, einer Tochter der Electricité de France (EDF).

Ohne die staatliche Unterstützung würde Nuward nicht in das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben investieren, begründete die Kommission ihre Entscheidung. Zudem seien 300 Millionen Euro angemessen, da die Höhe dem tatsächlichen Finanzierungsbedarf entspreche und es ausreichend Vorkehrungen gebe, damit der Wettbewerb nicht übermäßig verfälscht werde. "Daher hat die Kommission die Maßnahme Frankreichs nach den EU-Beihilfevorschriften genehmigt", erklärten die Wettbewerbshüter.

Nuward will "Prozesse für die Konzeption für Bau von SMR mit einfacher, modularer Auslegung und einer Leistung von maximal 300 MWe entwickeln", erläutert die EU-Kommission. Das Projekt gehe nun in die dritte von insgesamt fünf Projektphasen.

Bereits im Dezember 2022 hatte die Kommission eine französische Beihilfe von 50 Millionen Euro für die zweite Projektphase genehmigt. In der ging es darum, neue Erkenntnisse für die Konzeption und den Bau von SMR zu gewinnen. Jetzt fördert der französische Staat "die Größenabstimmung der SMR-Module und -Komponenten und die Validierung ihrer Integration in die Reaktoren mittels numerischer Simulatoren und Labortests". Nuward will auch Industrialisierungsstudien zur modularen Auslegung und zur Massenproduktion von SMR durchführen und die erforderlichen Sicherheitsnachweise für die Atomaufsicht vorbereiten.

Wenn der Staat ein Unternehmen etwa mit Geld oder Steuervorteilen unterstützen will, gelten in der EU sehr strenge Regeln. Das soll verhindern, dass der Wettbewerb verzerrt und beispielsweise ein EU-Land durch seine Hilfe an ein Unternehmen dafür sorgt, dass ein Konkurrent aus einem anderen Land aus dem Markt gedrängt wird.

Im vorliegenden Fall meint die EU-Kommission, hier werde ein neuer Wirtschaftszweig entwickelt. Die Beihilfe habe einen Anreizeffekt, da Nuward ohne die Hilfe nicht in SMR investieren würde. Die geförderten Forschungen und Entwicklungen konzentrierten sich auf Technologien, die nicht unmittelbar vermarktbar sind, sich in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befinden und sich erst langfristig für die industrielle Einführung eignen. Daher werde der Wettbewerb nicht übermäßig verfälscht.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzt auf Mini-AKW. Im Oktober 2021 kündigte er an, bis 2030 rund eine Milliarde Euro in die Entwicklung von SMR investieren zu wollen. Mit SMR gemeint sind hier Reaktoren mit einer Leistung von bis 300 MWe, deren wesentliche Komponenten eines Primärkreises in einem einzigen Modul enthalten sind. Dadurch sollen diese Reaktoren in einer Fabrik hergestellt und transportiert werden können.

(anw)