Globales Super-Wahljahr: Google befürchtet Manipulationen und Desinformation

Weltweit sind über zwei Milliarden Menschen zum Gang an die Wahlurne aufgerufen. Cyberkrieger werden Wahlen und Wähler angreifen, so die Google-Analyse.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Eine Wahlurne

(Bild: roibu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

In über fünfzig Ländern der Erde sind dieses Jahr mehr als zwei Milliarden Menschen zur Wahl aufgerufen. Die Google-Tochter Mandiant erwartet großangelegte Störaktionen durch staatliche Akteure, aber auch Hacktivisten und Kriminelle. Vor allem Russland, der Iran, China und Nordkorea brächten sich in Stellung, um Einfluss auf Wähler und Wahlprozess zu nehmen. In einer ausführlichen Analyse nennt Mandiant Ross und Reiter.

Mandiant-Mitarbeiter kommentierten am Rande eines Google-Pressegesprächs die aktuelle Situation. Der auf die Beobachtung von Wahlmanipulation im EMEA-Raum (Europa, Naher Osten, Afrika) spezialisierte Jamie Collier hält Russland für die "größte Bedrohung Europas vor den Wahlen zum Europäischen Parlament. Russische Operationen werden wahrscheinlich in ganz Europa versuchen, die Unterstützung für die Ukraine, NATO und die EU zu unterminieren.", so Collier. Aber auch Schlapphüte aus China seien nicht untätig – die Spionagevorwürfe gegen einen Mitarbeiter des AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl verdeutlichen das. Hauptziel der Chinesen sei die Informationsbeschaffung und pro-chinesische Stimmungsmache.

In ihrer online veröffentlichten Analyse nennen die Sicherheitsexperten nicht nur die Akteure, sondern auch deren Methoden beim Namen. So greifen die Manipulatoren an mehreren Punkten an. In einem ersten Schritt beeinflussen sie die politische Meinungsbildung durch Desinformationskampagnen und Unterwanderung. Im nächsten Schritt greifen sie die technisch-organisatorischen Prozesse und die Wahl selbst an, etwa durch Sabotage der Wahlregister oder – wie etwa in Brasilien – Manipulation von Wahlmaschinen. Dabei nutzen die Angreifer verschiedene Methoden, wie Mandiant in einer Übersichtstabelle verdeutlicht.

Um demokratische Wahlen zu attackieren, kommt der komplette APT-Werkzeugkasten zum Einsatz

(Bild: Mandiant)

Es müsse nicht zwingend dazu kommen, dass die ausländischen Manipulationsversuche erfolgreich seien, so Mandiant. Viele staatlich gelenkte Angreifer hätten sich letzthin schwergetan, echte Erfolge zu erzielen. Verglichen mit der Situation vor den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 seien die Verteidiger erfahrener und auch die Bevölkerung aufmerksamer geworden, so Mandiants Chefanalyst John Hultquist: "Wir sind nicht mehr im Jahr 2016. Zwar gibt es mehr Akteure, jedoch haben diese Mühe, dauerhaften Einfluss auszuüben, während ihre Tätigkeit regelmäßig aufgedeckt und unschädlich gemacht wird", so Hultquist.

(cku)